Roadtrip Route Südeuropa (Italien, Frankreich)?

5 Antworten

Am Gardasee anfangen ist gut, nur am wochenende immer sehr voll. Ich persönlich mag Salo [1] und nehm da gerne ein einfaches Hotel an der hafenpromenade um am morgen den cappuchino mit blick auf die boote geniessen zu können.

Turin ist eine gerne übersehene, sehr feine stadt die es sich unbedingt lohnt zu besuchen. Ich war zwar nur in den wintermonaten dort bisher, aber die ganze stadt hat eine sehr interssante geschichte und architektur, die es sich unbedingt zwei tage zu erkunden lohnt. Ich persönlich fand die umgebaute Fabbrica Italiana Automobili Torino (Fiat) - Fabrik in Lingotto [1] grossartig. Die mall innendrin ist unerheblich, aber die auf dem dach angelegte auto-teststrecke ein zeugnis von baulichem wagemut sondergleichen. Das dach kann man besichtigen, wenn man tickets für die bildergalerie im obersten stockwerk kauft.

In Genua darfst du auf keinen fall verpassen bei Don Paolo [3] ein mandel-granita mit schlagsahne zu zu kaufen. Damit kann man dann prima vorlaufen zur Spianata Castello [4] und die aussicht über die stadt und den hafen geniessen.

Etwas weiter in die 'falsche' richtung, in Nervi, liegt einer meiner lieblings-beachclubs um in den Sommermonaten einen tag am meer zu verbringen. Das Blue Marlin an der Passegiata Anita Garibaldi [5]. Sehr entspannte leute, hautsächlich italienische lokaltouristen aus Genua und Mailand, sehr nette, kleine snacks, cocktails und mietbare sonnenliegen. Ohne den in der gegend unüblichen sandstrand und direkt unterhalb der bahnlinie nach cinqueterre ist das ein ort, der nie massentouristisch erschlossen wurde, dafür allerdings ein typischer sommerhaus-ort wohlhabener Genueser war, damals, und in teilen noch immer ist.

Noch weiter in die falsche richtung, in Camogli, gibt es einen durchaus sehenswerten hafen mit einer netten strandpromenade, das (im Sommer) mit dem besten blick der welt gesegnete "Restaurant Rosa" [6], was an guten tagen auch excellente ligurische fischküche bietet. Wenn der gelfbeutel locker sitzt, kann man sich durchaus eine nacht im Hotel Cenobio dei Dogi [7] gönnen. Das frühstück ist wie so oft in Italien nicht der rede wert, aber die lage des hotels umwerfend. Eine fast noch bessere küche als im "Rosa" gibt es etwas oberhalb von Camogli in San Rocca in der küche von oma Nina "La Cucina di Nonna Nina" [8]. Wenn man einen entspannten wanderausflug zum lunch machen möchte, kann man das oberhalb des kaps "Punta Chiappa" gelegene hotel / restaurant "Stella Maris" im Parco Naturale Regionale di Portofino zu fuss ansteuern. Uebernachten würde ich dort nicht, nachdem ich mir vor ein paar jahren die zimmer dort mal angeschaut habe und den gestaltungsgeschmack zweifelhaft fand, aber die lage ist sensationell und das essen in ordnung. Der laden rühmt sich damit, dass Lord Byron nach einem aufenthalt dort davon schwärmte. Wenn man nicht den ganzen weg nach Camogli zurücklaufen mag kann man unterhalb vom Stella Maris vom Porto Pidocchio mit einer etwa stündlich verkehrenden fähre zurückfahren.

Von Genua richtung San Remo muss ich gestehen, dass ich oft recht schwierige erfahrungen gemacht habe. Die gesamte küste wurde in der zweiten hälfte des 20. jahrhunderts extrem rücksichtslos touristisch entwickelt und entsprechend wenig einladend sind dort viele orte. Einzelne lichtblicke, die ich kenne, sind z.b. Borgio Verezzi, wo es einige kleine agrotourismo B&Bs [10] une eine kleine hand voll restaurants gibt. Weiter im land gibt es das ganz interessante und lokalhistorisch relevante Glaskunstmuseum in Altare [11] das man auch als zweistundenstopp auf dem weg von Turin nach Genua einbauen kann. Im übrigen sind die hinterlanddörfer in Ligurien im küstenabschnitt westlich von Genua häufig die charmanteren zielorte, wie z.b. Dolceacqua [12]. Eines der verblüffend einfachen und delikaten, lokalen restaurants ist - wieder in einem hinterlandtal das Ristorante Ca' Mea [13], wo es vor allem typisch Ligurische pilzgerichte gibt - gefunden habe ich das auf empfehlung von der sensationell guten olivenölmanufaktur "Olio Roi" etwa einen km talaufwärts.

Einen steinwurf von der Italienisch-Französischen grenze entfehrnt sind übrigens auch noch die "Giardini Botanici Hanbury" [14], ein von Thomas Hanbury im 19. Jahrhundert angelegter botanischer garten nach feinster englischer manier, an sensationeller lage mit tausenden von pflanzenarten. Mittlerweile gehört der garten zum besitz der universität von Genua.

Für den weiteren teil richtung Marseille hab ich nicht wirklich viele empfehlungen. Ausser vielleicht im hinterland von St. Tropez eine nacht oder zwei in Ramatuelle [15] halt zu machen. Von dort aus kann man genauso St Tropez selber, als auch den aufgedrehten, vollen und teuren Plage de Papelone [15] besuchen. Wem nach einsamen badestellen zumute ist, kann allerdings auch ganz in der nähe mit vielleicht 20-30 minuten fussmarsch die einsamen strände der Baie de Briande [16] erkunden gehen - die sind derart infrastrukturfrei, dass man sich alles, inclusive schatten und getränke, selber mitbringen muss.

Ich hoffe das liefert ein paar ideen für die reise.



[1] Salo https://goo.gl/maps/HqdYSwF6Wsr
[2] Turin / Lingotto https://goo.gl/maps/BfWgfPTAHu22
[3] Genua Don Paolo Bar Gelateria https://goo.gl/maps/sfBZFFbDT7L2
[4] Genua Spianata Castello https://goo.gl/maps/FLZcmH8WT5F2
[5] Nervi, Blue Marlin https://goo.gl/maps/z5F3bpD5Bav
[6] Camogli Restaurant Rosa https://goo.gl/maps/pY8euCGqEtL2
[7] Camogli Hotel Cenobio dei Dogi https://goo.gl/maps/oJayHzSFLRS2
[8] San Rocca La Cucina di Nonna Nina https://goo.gl/maps/2zFSKqTcFoN2
[9] Stella Maris https://goo.gl/maps/7HZRoLGZfxk
[10] Borgio Verezzi https://goo.gl/maps/xGKhX7Egp4z
[11] Museo dell'Arte Vetraria Altarese https://goo.gl/maps/KgkaUQqaUHk
[12] Dolceacqua https://goo.gl/maps/p23YLjqWkuT2
[13] Ristorante Ca' Mea https://goo.gl/maps/9kwXoiahkms
[14] Handbury Gardens https://goo.gl/maps/1XuR3VMpWu12
[15] Plage de Pampelone https://goo.gl/maps/wi3mf3gfJsB2
[16] Baie de Briande https://goo.gl/maps/2DoCEdju5vL2





Jeste 
Beitragsersteller
 07.03.2016, 18:31

Wow, sehr ausführlich, vielen dank! Genau nach solchen charmanten ruhigen Ecken haben wir gesucht. Danke für die Tipps :)

Hallo Jeste,

das hört sich nach einer genialen Reise an! Allerdings würde mir an deiner Stelle die Reisezeit Stressfalten ins Gesicht zaubern... Ich habe quasi genau die Tour auch mal Mitte Juli gemacht.

Weil Italien einfach zu überlaufen war, sind wir spontan rüber an die Côte d’Azur. Ich fahre auch gerne und sehr lange Auto, aber das war zum Teil sehr nervig. Gefühlt ist ganz Frankreich, halb Deutschland und Holland auf den Straßen und wir standen Ewigkeiten in zig Staus und an Mautstationen. Übernachtungsmöglichkeiten - wir waren mit dem Zelt unterwegs - haben wir so gut wie keine gefunden (und das will schon was heißen auf Campingplätzen keinen Platz mehr für ein kleines Zelt zu bekommen). Im Endeffekt am wir an der Straße im Auto geschlafen. Ich denke bzgl. Hotels und Co sieht das nicht besser aus, wenn man spontan ein Zimmer bekommen möchte.

Keine Frage, die Küstenstraßen dort sind wunderschön, generell die Landschaft und Örtchen. Aber in der Touri-Hochzeit eben auch nur halb zu genießen. Wir sind damals letztendlich weiter an den Atlantik gefahren.

Ich würde dir empfehlen für Übernachtungen ins Landesinnere zu fahren und/ oder wenn es für euch möglich ist, einen anderen Urlaubszeitraum wählen, dann wenn die Franzosen keine Ferienzeit haben.

Viel Spaß und gute Fahrt! :-)


Wumbaba  14.03.2016, 10:23

Ich kann das mit dem sommerstress bestätigen. Wenn ihr nicht an schulferien oder ähnliches gebunden seid würde ich so eine reise spätestens im juni machen. Der gesamte August ist in Italien kompletter ausnahmezustand, d.h. praktisch alle italiener haben alle vier wochen frei und wollen gleichzeitig mit den restlichen europäischen touristen ans meer. Und das "alle" ist nicht übertrieben. In unserer italienische dependance der firma haben alle mitarbeiter die mittleren beiden augustwochen zwangsurlaub, weil das ganze land nicht am schreibtisch ist.

Das hört sich soweit super an. Die Route finde ich sehr gut gewählt (auch wenn ich selbst noch nicht so eine Tour gemacht habe). 

Ich würde euch nur empfehlen im Vorfeld Hotelzimmer zu buchen. Je nach dem wo ihr einen Zwischenstopp macht, könnte es sein, dass ihr so spontan kein Zimmer mehr bekommt. Aber das betrifft eher die Touristenhochburgen. Informiert euch vorab im Netz wo viel los ist und wo man möglicherweise am besten sehr spontan an ein Zimmer kommt.  

Ich möchte die goldene Inseln empfehlen, besonders Port Cros, wo es "Unterwasser-wanderungen" gibt : man braucht nur schnorcheln zu können, um wunderbare Fische zu sehen.


Jeste 
Beitragsersteller
 08.03.2016, 13:54

Vielen dank, hört sich sehr schön an!

todike  08.03.2016, 11:05

... in der nähe von Toulon und Hyères...

Hey! Das hört sich ziemlich cool an! Habt ihr mittlerweile schon eine genauere Route? Wir sind nämlich dieses ahr in nem schenna hotel ( http://www.blumenhotel.it ) und haben uns überlegt auch noch ein paar Tage dran zu hängen und nach Italien runter zu fahren. Mailand und dann auf jedenfall noch bis ans Meer :)...Aber weiter sind wir auch noch nicht wirklich ^^ ....vielleicht schon irgendwelche Tipps :)) ^^...LG